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Grundlagen der Pädagogischen Arbeit
Unsere Grundhaltung
Unsere Grundhaltung ist vertrauensvoll und zugewandt!
Entsprechend den Grundsätzen unseres Verbandes begegnen wir den Bewohnern und Familien unserer Einrichtung mit Wertschätzung, unabhängig von Herkunft, ethnischer und religiöser Zugehörigkeit, Begabung, Geschlecht, Aussehen, Umgänglichkeit und Lebensentwurf. Eine solche Haltung kann nur gelingen, wenn sie auch zwischen den Mitarbeitern verwirklicht und gelebt wird.
Wir achten, wahren und fördern dabei insbesondere das Recht der uns anvertrauten Menschen auf
- Körperliche Unversehrtheit
- Psychische Unverletzlichkeit (Schutz vor psychischen Verletzungen, Diskriminierungen)
- Entfaltung der Persönlichkeit im Rahmen der Zielabsprachen des Hilfeplans
- Wahrung ihrer Eigentumsrechte
- Vertraulichkeit und Schutz ihrer Daten
Beteiligung an allen sie betreffenden Entscheidungen
entsprechend ihres Alters und Entwicklungsstandes
Im Kastanienhof soll zunächst vor allem emotionale Geborgenheit und Sicherheit vermittelt werden, damit auf dieser Grundlage eine Vertrauensbasis entstehen kann. Günstig dafür wirken sich hier die kleine, für das Kind bzw. den Jugendlichen überschaubare Gruppengröße und die konstanten Bezugspersonen aus.
Wir verstehen unseren Auftrag als Einrichtung der Jugendhilfe in erster Linie darin, dass wir:
• die uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen dabei
unterstützen, sich in ein eigenverantwortliches und
selbstständiges Leben hinein zu entwickeln,
• den Kindern und Jugendlichen, die hier leben, ein Zuhause
und sichere und verlässliche Beziehungen bieten, damit sie
in dieser Atmosphäre, u.a. erlebte Traumata überwinden
lernen.
Wir nehmen die Themen und Anliegen unserer Kinder und Jugendlichen ernst und suchen gemeinsam und ergebnisoffen nach Lösungen.
Wir gehen offen und konstruktiv mit Fehlern um. Das Fehler gemacht werden, liegt in der Natur des Menschen. Wenn wir Fehler machen, übernehmen wir dafür die Verantwortung und lernen daraus.
Der Sicherstellung des Schutzes unserer Kinder und Jugendlichen kommt im Kastanienhof eine hohe Bedeutung zu. Hierzu haben wir ein Schutzkonzept entwickelt, welches im Alltag ein dezidiertes, nachhaltig wirksames und strukturell gesichertes Instrument zur Sicherstellung des Kinderschutzes ist (kann separat angefordert werden).
Unsere Kinder und Jugendlichen haben einen besonderen Anspruch auf ein gewaltfreies und wertschätzendes Miteinander. Unser Fokus liegt darauf, Heimerziehung so zu gestalten, dass Übergriffen vorgebeugt- und entstandene Grenzverletzungen aufgedeckt und bearbeitet werden.
Betreuungszeiten
Der Kastanienhof ist an 365 Tagen im Jahr geöffnet mit einem Betreuungsumfang von 24 Stunden pro Tag.
Die Kinder- und Jugendlichen haben nach der Aufnahme ihren Lebensmittelpunkt im Kastanienhof. Das heißt, dass sie nicht nur während der Schulzeiten, sondern auch an den Wochenenden und in den Ferien ein Betreuungsangebot durch die Einrichtung haben. In der Regel besuchen die Kinder und Jugendlichen, je nach Absprache und entsprechend der Hilfeplanung, ihre Familien an ausgewählten Wochenenden bzw. in den Ferien.
Alltagsgestaltung
Jedes Kind/jeder Jugendliche hat einen eigenen Bezugserzieher bzw. eine Bezugserzieherin, der/die insbesondere für die Koordination und Durchführung der Inhalte des individuellen Erziehungsplanes bei "seinem"/"ihrem" Bezugskind verantwortlich ist und Ansprechpartner/-in für Eltern, Lehrer und andere, an der Hilfe beteiligten Personen ist.
Von großer Bedeutung ist die nahe Alltagsorientierung, die sich u. a. im klar strukturierten Tagesablauf widerspiegelt. Der täglich wiederkehrende Rhythmus der festen Zeiten, Dienste und Freizeitaktivitäten bietet sowohl Orientierung, als auch Sicherheit.
Die für alle verbindlichen Regeln und Abläufe können in unserem "Kastanienhof-Handbuch" nachgelesen werden, einer Art Nachschlagewerk für das Leben im Kastanienhof.
Einmal wöchentlich findet unsere "Kastanienhofkonferenz" statt. Alle Kinder, Jugendlichen und Mitarbeiter versammeln sich zu einer, nach festen Regeln stattfindenden Gesprächsrunde, in der alle Themen angesprochen werden können, die für die Allgemeinheit von Bedeutung sind. Hier können Beschwerden, Anregungen, Lob, Kritik und Verbesserungsvorschläge eingebracht werden. Das Gruppenleben wird reflektiert und Informationen werden ausgetauscht. Ein Kind/Jugendlicher führt Protokoll und moderiert die Konferenz.
Um die Selbstständigkeit der einzelnen Bewohner zu fördern, werden alle anfallenden Arbeiten im Haushalt weitgehend von den Kindern und Jugendlichen, bei Bedarf unter Anleitung, durchgeführt. So wird z. B. auch die eigene Wäsche am wöchentlichen Waschtag selbstständig gewaschen und versorgt. Das tägliche gemeinsame Kochen, der wöchentliche Lebensmitteleinkauf, sowie die anfallenden Putz- und Gartenarbeiten werden von den Kindern und Jugendlichen übernommen. Ebenso die wöchentliche Wartung der Fahrzeuge.
Beteiligungs- (Partizipation) und Beschwerdeverfahren
Partizipation (Beteiligung)
Im Kastanienhof wird ein partizipationsfreundliches Klima gefördert und auf die Umsetzung im Alltag geachtet. Die im Kastanienhof lebenden Kinder und Jugendlichen werden, entsprechend ihrem Entwicklungsstand, an allen sie betreffenden Entscheidungen beteiligt. Sowohl die institutionellen Rahmenbedungeungen dieser Partizipation, als auch die konkrete und individuelle Ausgestaltung im Alltag sind in unserem, für alle frei zugänglichen Kastanienhofhandbuch nachzulesen.
Dabei ist besonders unsere wöchentlich stattfindende Kastanienhofkonferenz hervorzuheben, an der alle Kinder/Jugendlichen und Mitarbeiter teilnehmen (siehe "Alltagsgestaltung".
Im Kastanienhof werden die jungen Menschen sowohl an konzeptionellen Themen wie Regeln und Normen, als auch an alltagsorientierten Bereichen wie beispielsweise der Tagesplanung beteiligt oder an der Gestaltung des Speiseplans. Sie werden in die Freizeitgestaltung mit einbezogen, in die Planung von Ferienfreizeiten und an der Auswahl ihrer Kleidung, dem Mobiliar im Haus und ihrer Zimmereinrichtung.
Darüber hinaus werden die jungen Menschen am gesamten Prozess der Hilfeplanung und insbesondere am Hilfeplangespräch beteiligt. Sie werden in die Wahl ihrer Bezugserzieher mit einbezogen und in die Entwicklung von Projekten eingebunden.
Beschwerdeverfahren
Das im Kastanienhof praktizierte Beschwerdeverfahren steht im Zusammenhang mit der oben erwähnten Partizipation und wird ebenso alltagsorientiert umgesetzt. Auch unser Beschwerdeverfahren ist im Kastanienhof-Handbuch nachzulesen:
- jedes Kind/jeder Jugendliche erhält am Tag der Aufnahme
die Telefonnummer seines für ihn zutändigen
Sozialarbeiters
- In der wöchentlich stattfindenden Kastanienhofkonferenz
ist Raum für Beschwerden
- Einmal im Monat findet ein sogenanntes "Monatsgespräch"
zwischen jedem einzelnen Kin/Jugendlichen und der
Heimleiterin statt, bei dem nicht nur Probleme
angesprochen, sondern auch konkrete Beschwerden
geäußert werden können. Dieses Gespräch wird
protokolliert und ggf. weitere Handlungsschritte mit
dem jungen Menschen vereinbart. Darüber hinaus ist die
Vereinbarung eines Gesprächs mit der Heimleiterin
jederzeit möglich.
- Die Eltern werden bereits im Aufnahmegespräch über das
Beschwerdeverfahren informiert.
Unsere Mitarbeiter werden zu den Themen Partizipation und Beschwerdeverfahren geschult durch:
- Teamgespräche, in denen die Einhaltung der Beteiligung
der Kinder und Jugendlichen regelmäßig überprüft und
reflektiert wird.
- Fortbildungen
- Supervision
- Diskussionen im Rahmen der Leitbildentwicklung
Nähere Informationen zu Partizipation und Beschwerdeverfahren können bei bedarf angefordert werden).
Kleingruppenarbeit
Über die täglich wiederkehrenden Aktivitäten hinaus, findet im Kastanienhof auch Kleingruppenarbeit statt, die ein fester Bestandteil des Alltags ist. In diesem Rahmen können alters-, sozialiisations- oder geschlechtsspezifische Interessen und Fragestellungen der jungen Menschen aufgegriffen und intensiv bearbeitet werden.
Die Kleingruppenarbeit dient dazu, Störungen und traumatische Erfahrungen der Kinder und Jugendlichen pädagogisch aufzuarbeiten und/oder zu lindern und Symptome, die den Kindern eine soziale Integration erschweren bzw. nicht ermöglichen, zu verringern oder zu beheben. Symptome werden als Lösungsversuche für einen bestimmten Zustand und ein bestimmtes Problem verstanden. Den Fachkräften stehen verschiedene Methoden zur Verfügung, die den Kindern helfen, Blockaden aufzubrechen, neue Denk- und Verhaltensmuster zu installieren und einzuüben, emotionale Zustände zu erkennen und zu verarbeiten.
Ein weiteres Ziel der Kleingruppenarbeit ist die Ausdauerfähigkeit und das Durchhaltevermögen durch Übernahme von Verantwortung z. B. im Rahmen von Projektarbeit oder Erlebnispädagogik zu stärken und weiterzuentwickeln. Zuständigkeiten werden vereinbart und durch entsprechendes Handeln und Konsequenzen deutlich.
Die Methoden sind auf Entwicklungsstand und Alter der jungen Menschen abgestimmt z. B. in Form von Kompetenztrainings in den Bereichen Natur-, Erlebnis-, Kunst und Heilpädagogik und ausgewählten Sportangeboten.
Freizeit
Die Freizeitgestaltung der einzelnen Bewohner hängt von Alter und Interesse ab und kann ganz unterschiedlich aussehen.
Während der Woche wird nach den Hausaufgaben bzw. der Lernzeit der Tag durchgesprochen. Durch anstehende Termine und/oder Besorgungen, wie z.B. Arztbesuche oder Einkäufe, kann eine gewisse Struktur bereits vorgegeben sein. Wenn nicht, spielen Sport und Aktivitäten im Freien eine groöe Rolle im Kastanienhof. Durch die ruhige Lage am Ortsrand, dem großen Garten mit Spielplatz, Volleyballfeld, Kletterbäumen und dem Bolzplatz in unmittelbarer Nähe findet jeder eine passende Beschäftigung. Darüber hinaus findet ein regelmäßiges Sportprogramm u. a. mit Schwimmen, Joggen und Basketball auch mit Hallennutzung statt. Im Winter gibt es einen Skilift, der sich ganz in der Nähe befindet und gut zu Fuß erreichbar ist.
Im Haus gibt es darüber hinaus Tischkicker, Billard und Gesellschaftsspiele, die den ganzen Tag zur Verfügung stehen.
Natürlich ist es auch möglich, sich nachmittags nach Absprache mit Freunden zu verabreden oder Besorgungen zu machen. Wir fördern die selbstständige Freizeitgestaltung insbesondere bei den Größeren und übergeben an sie auch die Erledigung ihrer persönlichen Angelegenheiten wie kleinere Behördengänge oder die Besorgung von Hygieneartikeln für ihren persönlichen Bedarf.
Am Wochenende ist mehr Zeit für Freizeitaktivitäten, so dass Ausflüge unternommen werden, wie z. B. Kino- oder Museumsbesuche.
Ferien
Da der Kastanienhof auch über die Ferien geöffnet ist, findet in dieser Zeit in der Regel, neben den üblichen Alltags- und Freizeitbeschäftigungen, ein Ferienprogramm statt. Hierfür ist die Lage zwischen Bodensee und Schwäbischer Alb im Sommer wie im Winter ideal.
Unsere mehrtägigen Ferienfreizeiten finden jedes Jahr überwiegend in den Pfingst- und Sommerferien statt. Sie orientieren sich ebenfalls an erlebnispädagogischen Inhalten.Während der Freizeiten befindet sich die Gruppe über einen längeren Zeitraum außerhalb der Einrichtung, in einer anderen Umgebung in der sie sich mit neuen Strukturen auseinandersetzen muss. In einem ungewohnten Umfeld können sich die Teilnehmer fern der gewohnten Regeln und Rahmenbedingungen des Heimalltages anders erleben und daher neue Erfahrungenz. B. durch das "Rund-um-die-Uhr-Zusammenleben" machen.
Immer wieder verreist die Gruppe auch ins Ausland, wo das Kennenlernen anderer Orte/Länder und das sich einstellen auf die dort herrschenden Gebräuche eine große Rolle spielt. Die Auseinandersetzung mit dem "Fremden" wird von uns als wichtiger Bestandteil einer umfassenden Bildung verstanden.
Hilfe- und Erziehungsplanung
In regelmäßigen Abständen findet im Rahmen der Hilfeplanung nach § 36 KJHG, unter Leitung des Jugendamtes, ein Hilfeplangespräch statt. Daran sollten alle am Hilfeprozess beteiligten Personen teilnehmen (§ 37 KJHG).
Aus dem Hilfeplan entwickeln wir für das Kind/den Jugendlichen einen einrichtungsspezifischen Erziehungsplan, wiederum unter Beteiligung der Eltern und vor allem des jungen Menschen.
Integration
Unter Integration verstehen wir die Einbindung unserer Kinder und Jugendlichen in das am Ort gegebene soziale Umfeld u. a. durch Teilnahme an Dorffesten, das Durchführen von eigenen Festen und das Fördern von freundschaftlichen Kontakten mit Kindern und Jugendlichen außerhalb des Kastanienhofs.
Wenn möglich nutzen unsere Kinder/Jugendlichen die Angebote innerhalb der Gemeinde. Dazu gehören z. B. Sportvereine, die freiwillige Feuerwehr, sowie die Zusammenarbeit mit Betrieben.
Zusammenarbeit mit den Eltern
Ausgehend vom systemischen Ansatz der Familientherapie wird in der pädagogischen Arbeit des Kastanienhofs das Kind bzw. der Jugendliche nicht isoliert von seiner Umgebung gesehen. Das bedeutet, dass von Anfang an die Familie in die pädagogische Arbeit mit einbezogen, und gemeinsam nach einer Perspektive gesucht wird. Aus diesem Grund kommt der Zusammenarbeit mit Eltern, sonstigen Familienangehörigen und anderen Personen aus dem bisherigen Lebensbereich der Kinder ein hoher Stellenwert zu und bildet einen Schwerpunkt in unserer Konzeption.
Wir praktizieren gezielte, auf den Bedarf abgestimmte Eltern- und Familienarbeit auf Grundlage der Hilfeplanung.
Eine ausführliche Konzeption unserer Elternarbeit kann auf Wunsch angefordert werden.
Zusammenarbeit mit anderen Fachkräften, Institutionen und Schulen
Neben den internen Angeboten der Einrichtung pflegen wir eine intensive Zusammenarbeit bzw. holen uns Unterstützung bei anderen Fachkräften und Institutionen wie:
- niedergelassene Kinder- und
Jugendpsychiater-/Psychotherapeuten
- andere Therapeuten z. B. Logopäden
- einem Kinderarzt
- Kinder- und Jugendpsychiatrie Weissenau
Im schulischen Bereich sind wir in Kontakt mit:
- allen Regelschulen der Umgebung,
- den Schulen für Erziehungshilfe
- Kaspar-Hauser-Schule,
- Internatsschule Georgenhof,
- Janusz-Korzcak-Schule (alle Ãœberlingen),
- Hoffmannschule (Wilhelmsdorf)
- dem SBBZ Salem mit Förderschwerpunkt Lernen (früher Förderschule)
- der Franz-Sales-Wocheler-Schule (Ãœberlingen)
- den beruflichen Schulen Justus-von-Liebig-Schule und Jörg-Zürn-Gewerbeschule ebenfalls in Überlingen
Wahrung des Schutzauftrages gemäß § 8a SGB VIII
Seit dem Jahr 2005 gibt es im Bodenseekreis eine Gruppe von Mitarbeitern des Jugendamtes und Trägern bzw. Jugendhilfeeinrichtungen, die Leistungen nach SGB VIII erbringen, der auch der Kastanienhof angehört. Diese Gruppe hat sich zum Ziel gesetzt, Kindern und Jugendlichen ein gesicherte Aufwachsen zu ermöglichen und den im § 8a SGB VIII beschriebenen Schutzauftrag duch verbindliche Regelungen umzusetzen. In einer Vielzahl von Gesprächsrunden und Schulungen wurden Regelungen erarbeitet, die das konstruktive Zusmmenwirken aller Beteiligten bei der Gewährleistung des Kindeswohls sicherstellen.
Hier sind zu nennen:
- Leitsätze zur Gewährleistung des Kindeswohls
- Verfahren zur Sicherung des Kindeswohls (Ablaufschemata)
- Aufnahmebogen bei Verdacht auf Kindeswohlgefährdung
Der Kastanienhof ist Mitunterzeichner einer Vereinbarung zwischen dem Kreisjugendamt und Diensten und Leistungserbringern im Bodenseekreis über die Inanspruchnahme einer "Insoweit erfahrenen Fachkraft" (IEF).
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